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Hetzner steigt aus – Schöneck stellt Rechenzentrumsprojekt neu auf
Schon bald zeigte sich: Entgegen früherer Angaben war das Projekt vor Vertragsabschluss 2022 weder ausreichend fachlich begleitet noch wurden im Wettbewerb weitere Interessenten berücksichtigt. Außerdem wurde zwar der vom Notariat erstellte Vertragsentwurf juristisch geprüft, eine eigenständige rechtliche Beratung mit Blick auf die Interessen der Gemeinde fand jedoch nicht statt. Dadurch blieben wichtige Gestaltungsmöglichkeiten ungenutzt.
Carina Wacker stellt klar: „Für die Gemeindevertretung war damals nicht erkennbar, dass das Verfahren die Interessen der Gemeinde nicht optimal berücksichtigte. Erst jetzt, mit vollständigem Einblick in die Unterlagen, wurde deutlich, dass das Verfahren nicht in allen Punkten sorgfältig genug geführt wurde.“
Zudem hat sich die Marktlage für Rechenzentren seit 2022 deutlich verändert: Die Nachfrage ist weiter gestiegen und damit auch der Wert der infrage kommenden Grundstücke.
Die Bürgermeisterin verschaffte sich selbst ein umfassendes Bild. Sie holte Fachwissen u.a. bei der Landeswirtschaftsförderung Hessen Trade & Invest, beim Regionalverband FrankfurtRheinMain und der IHK ein und sprach insbesondere mit Bürgermeistern und Wirtschaftsförderern anderer Kommunen im Rhein-Main-Gebiet, die Erfahrung mit Rechenzentrumsansiedlungen haben. Ihr Fazit: Am bisherigen Projekt festzuhalten, würde der Gemeinde Chancen kosten.
Parallel beantragte sie vorausschauend die notwendige Stromkapazität für die Gemeinde. Ein entscheidender Schritt, denn verfügbare Netzanschlüsse sind inzwischen stark umkämpft. So kann das Grundstück künftig voraussichtlich zusammen mit der Stromkapazität vermarktet werden – ein klarer Wettbewerbsvorteil, der die wirtschaftlichen Perspektiven für Schöneck deutlich verbessert.
Ihre Erkenntnisse und den aktuellen Sachstand stellte Carina Wacker dem Gemeindevorstand und später den Fraktionsvorsitzenden in vertraulicher Runde vor. Dort zeigte sich Geschlossenheit: Der bestehende Vertrag mit Hetzner werde respektiert, zugleich sollte aber klar signalisiert werden, dass sich der politische Wille in Schöneck geändert hat. Hetzner wurde mitgeteilt, dass eine Fortführung des Projekts nur unter veränderten Bedingungen möglich wäre: mit reduzierter Fläche durch zweigeschossige Bauweise und einem höheren wirtschaftlichen Nutzen für die Gemeinde, geregelt in einem städtebaulichen Vertrag. Ein solcher Vertrag wurde bislang nicht verhandelt, politische Eckpunkte dafür waren nie definiert.
Nach Mitteilung dieser Position verzichtete Hetzner auf die Option, den Grundstückskaufvertrag über den 30. Juni 2025 hinaus zu verlängern – den Zeitpunkt, an dem der Vertrag planmäßig auslief. Da der Vertrag erst mit Inkrafttreten des Bebauungsplans wirksam geworden wäre, ist er damit endgültig beendet. Die Gemeinde ist nun wieder alleinige Eigentümerin der gesamten Fläche.
Inzwischen haben bereits mehrere Betreiber von Rechenzentren ihr Interesse bekundet, sich in Schöneck anzusiedeln. Sie haben der Gemeinde interessante Angebote unterbreitet, was bestätigt, dass der eingeschlagene Weg auf ein hohes Marktinteresse trifft.
Mit Blick nach vorn bereitet die Verwaltung nun eine Beschlussvorlage für die Gemeindevertretung vor. Vorgesehen ist, das Areal in einem Bieterverfahren unter externer wirtschaftlicher und juristischer Beratung neu zu vermarkten – ausdrücklich für ein Rechenzentrumsprojekt unter Berücksichtigung der beantragten Stromkapazität. Ziel ist es, mehrere Interessenten zu gewinnen und durch Wettbewerb den größtmöglichen Nutzen für die Gemeinde zu erzielen. Zugleich bleibt die Option offen, auch Unternehmen anderer Branchen im Gewerbegebiet Kilianstädten Nord II anzusiedeln.
Wichtig: An der bisherigen Größe des Gewerbegebiets ändert sich nichts. Die Offenlage des allgemeinen Bebauungsplans, der auch die Errichtung eines Rechenzentrums zulässt, wurde bereits beschlossen und soll demnächst erfolgen. Auch die Änderung des regionalen Flächennutzungsplans zur Erweiterung des Gewerbegebiets läuft unverändert weiter.
Bürgermeisterin Carina Wacker zieht als Fazit: „Ein falscher Weg führt nicht zum richtigen Ziel, nur weil man ihn weitergeht. Mut zur Wende ist jetzt gefragt – und den habe ich. Denn jetzt können wir mit der Fläche des Gewerbegebiets Kilianstädten Nord II und der beantragten Stromkapazität ein Projekt realisieren, das unserer Gemeinde echten, vor allem finanziellen, Mehrwert bringt – und zugleich viele Kritiker ins Boot holt, um breite Unterstützung in Schöneck zu sichern.“